Marstallwache mit Bihänder
Der im Jahre 798 n. Chr. erstmals geschichtlich erwähnte Ort „Nivinburg“ (später Neuburg a.d. Donau) erfuhr seine mittelalterliche Hochzeit im Rahmen seiner Funktion als Residenzstadt unter der Herrschaft des Pfalzgrafen Ottheinrich (teils zusammen mit seinem Bruder Philipp) über das Fürstentum „Pfalz-Neuburg“. Die prunkvollen Bauten im Fürstentum und seine Lebensführung zwangen Ottheinrich 1544, das Fürstentum bankrott abzugeben, bevor er es 1552 im Rahmen des Passauer Vertrags wieder zugesprochen bekam.
Seit 1976 wird (aktuell alle zwei Jahre) das Neuburger Schlossfest gefeiert, in dessen Rahmen diese Zeit der Herrschaft des Genießers Ottheinrich zwischen 1521 und 1556 nachempfunden wird. Neben dem bekannten Steckenreitertanz werden auf diesem Fest unter anderem auch die Reiterspiele am Fürstlichen Marstall zu Neuburg aufgeführt. Diese Spiele gehen auf geschichtlich dokumentierte Feierlichkeiten zu dieser Zeit zurück. Speziell das während der Reiterspiele stattfindende „Ringelstechen“ basiert auf Übermittlungen aus dem Jahre 1574, genauer auf Schilderungen der Hochzeit des Nachfolgers von Ottheinrich, Philipp Ludwig, mit Prinzessin Anna von Cleve. Die Reiter versuchten schon in der Renaissance im Galopp möglichst viele Punkte durch das Aufspießen von Ringen und durch das Treffen des „Türken“, einer sich drehenden Strohpuppe, zu erreichen. Dem Sieger winkt auch heute noch die Schleife sowie der Trank der Turnierkönigin - und natürlich, besonderer Anreiz für die wackeren Kämpen, ein Küsschen.
Für die Sicherheit im damaligen Neuburg sorgten eine Reihe von Wachen, darunter ein bunt gemischter Haufen, der sich - wie Anekdoten berichten - aus ausgewählten und verdienten Mitgliedern der anderen Wachen zusammensetzte: Die Marstallwache zu Neuburg.
Seit 1985 taten sich unter Leitung von Hans Perzlmeier ca. fünf Personen aus dem sogenannten „Neuburger Schusserclub“ zusammen, um die Marstallwache (von da an betraut mit der Organisation der Reiterspiele) wieder aufleben zu lassen. Durch die aufopferungsvolle Arbeit dieser Menschen konnte sich die Zahl der Mitglieder der Marstallwache und ihrer Marketenderinnen mittlerweile stark erhöhen. Seit 2007 leitet der neue Hauptmann Jürgen Schimek die Marstallwache, die - noch immer mit der dankenswerten Hilfe der Gründer - nicht nur am Schlossfest, sondern auch an zahlreichen anderen historischen Festen teilnimmt, ganz nach dem Motto Ottheinrichs:
"Ich meid und hass all' leere Fass und liebe dieses volle Glas, lieb schöne Mägdelein viel bass, desgleichen das Turnieren.“